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Wie der Name schon verrät, leben in einem Mehrgenerationenhaus Menschen verschiedener Altersklassen zusammen. Foto: Getty Images
Wie der Name schon verrät, leben in einem Mehrgenerationenhaus Menschen verschiedener Altersklassen zusammen. Foto: Getty Images

Mehrgenerationenwohnen – wie lebt es sich zusammen?

Der Single-Haushalt, das Einfamilienhaus oder der einsame alte Mensch in einer Zweiraum-Wohnung. All diese Wohnformen könnten ausgedient haben, wenn sich ein Trend weiter fortsetzt: Das Mehrgenerationenwohnen. Dabei leben alte und junge Menschen unter einem Dach oder in direkter Nachbarschaft.

Eins der prominentesten Mehrgenerationenhäuser ist wohl die Wohngemeinschaft von Bremens Ex-Bürgermeister Henning Scherf im dortigen Bahnhofsviertel. Wie viele Projekte fürs Mehrgenerationenwohnen es schon in Deutschland gibt, ist schwer zu sagen. Das Wohnprojekte-Portal der Stiftung-trias Hattingen (Ruhr) listet etwa 700 realisierte Wohnprojekte. Andere Stellen wie Das FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. schätzen die Zahl auf 4.000 bis 5.000.

In der Realität sieht das Mehrgenerationenwohnen sehr unterschiedlich aus. Von der WG über eine Wohnanlage bis zu separaten Wohnungen innerhalb eines Quartiers ist alles möglich. Eine Variante sind komplett ausgestattete Wohnungen innerhalb eines Hauses, die mit Gemeinschaftsräumen für Treffen oder Veranstaltungen kombiniert sind, wie in der „Hausgemeinschaft im Pauluscarreè“ in Bielefeld.

„Uns war wichtig, dass alle abschließbare Wohnungen mit Küche und Bad haben“, sagt die 75-jährige Bruni Scheibe. Sie ist eins von vier Gründungsmitgliedern. Nach dem Tod ihres Mannes musste sie sich neu orientieren und fand über einen Treff für Wohnprojekt-Interessierte vom Sozialamt der Stadt Bielefeld drei Mitstreiterinnen. Zwei weitere kamen bald dazu, alle sechs Frauen über 50. „Wir wollten von Anfang an auch junge Familien dabei haben und waren enttäuscht, dass zunächst keine kamen“, sagt Bruni Scheibe.

Wie funktioniert ein Mehrgenerationenhaus?

„Häufig geht die Initiative für die Gründung eines Mehrgenerationenwohnprojektes von der älteren Generation aus, weil insbesondere jungen Familien die Zeit für die aufwändige Startphase fehlt“, sagt Romy Reimer, Projektleiterin beim FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. „Sie stoßen oft erst im Verlauf des Projekts dazu“. So war es auch beim Pauluscareé, erzählt Bruni Scheibe: „Als feststand, wo das Haus steht und wann wir einziehen können, hatten wir mehr Anmeldungen von Familien als wir aufnehmen konnten.“ Inzwischen ist die älteste Bewohnerin 93 Jahre, der jüngste fünf Monate alt.

Eine Ausnahme bilden Großstädte wie Berlin, Hamburg und München. „Hier geht die Initiative auch von der jüngeren Generation aus, weil gemeinschaftliche Wohnprojekte Familien eine Chance bieten, sich auf den überhitzen Wohnungsmärkten mit bezahlbarem Wohnraum in angemessener Größe zu versorgen“, sagt Romy Reimer. Manche Projekte haben neben dem gemeinsamen Wohnen noch andere Anliegen wie das „Autofreie Wohnprojekt amEisenwerk“ im Hamburger Stadtteil Barmbek oder das Projekt „Lichte Weiten“ im Berliner Stadtteil Lichtenberg, in denen es ums ökologisch nachhaltige Wohnen geht.

Offener Innenhof des Mehrgenerationenwohnprojektes BeTrift im Frankfurter Stadtteil Niederrad, Foto: Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V. (Wohnprojekt BeTrift Niederrad)____
Offener Innenhof des Mehrgenerationenwohnprojektes BeTrift im Frankfurter Stadtteil Niederrad, Foto: Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V. (Wohnprojekt BeTrift Niederrad)

Welche Formen gibt es?

Manche Projekte zum Mehrgenerationenwohnen bauen als Genossenschaft wie die Spiegelfabrik Fürth oder das Projekt „Be Trift“ im Frankfurter Stadtteil Niederrad. Letzteres wurde im Rahmen des Modellprogramm „Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Andere wie „Wunschnachbar“ in Köln sind Baugemeinschaften.

Das Bielefelder Pauluscarreè ist eine haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft, eine Art kleine GmbH mit weniger Anfangskapital. „Wir wollten möglichst viel Autonomie und haben lange nach einer passenden Form gesucht“, sagt Bruni Scheibe. Das Projekt ist eine Mischform aus Eigentumswohnungen, frei finanzierten Mietwohnungen und öffentlich geförderten Mietwohnungen. Den Bau hat ein Investor übernommen. „Gerade angesichts der gestiegenen Baukosten suchen inzwischen viele Projekte nach Investoren wie Wohnungsunternehmen,“ sagt Romy Reimer.

Unterstützung bietet auch das Mietshäuser-Syndikat, das Projekte wie die Alte Feuerwache Weimar auf die Beine geholfen hat, oder eine Dachgenossenschaft. Die Inititatoren des Brandenburger Wohnprojekt Hof Prädikow haben den zweiten Weg gewählt und haben sich der Berliner SelbstBau e.G. angeschlossen. Der Hof bietet auch Raum für Coworking, Kultur und andere Angebote wie Yoga oder Schmuckdesign.

Auch im Pauluscarreè ist das Außen ein wichtiges Thema, darum haben die Bewohnerinnen und Bewohner auch zusätzlich einen Verein gegründet, über den die inhaltliche Arbeit wie Veranstaltungen, Vernetzung und Quartiersarbeit läuft: „Wir wollen auch ins Quartier hinein wirken“, sagt Bruni Scheibe. Die Gemeinschaftsräume können für externe Veranstaltungen gemietet werden, mehrmals im Jahr gibt es Events wie einen Quartiersflohmarkt.

Welche Vorteile bringt das Wohnen mit mehreren Generationen?

Mehrgenerationenwohnen ist eine Besondere Art der Nachbarschaft. Hier greifen sich im Idealfall alle unter die Arme. „Wenn ich ein Problem habe, kann ich an 23 Türen klopfen und weiß: Ich bekomme Hilfe“, sagt Bruni Scheibe. Umgekehrt klingeln nachmittags oft die Kinder im Haus bei ihr, wenn ihnen langweilig ist. „Wir hatten auch schon Schulter-OPs und Krebserkrankungen. Dann wird eingekauft und gekocht und aufeinander geachtet.“ Außerdem teilen die Mitglieder Autos oder elektrische Geräte: „Es müssen nicht alle eine eigene Bohrmaschine besitzen“, findet Bruni Scheibe.

Dass es die Gemeinschaftsräume gibt, bedeutet auch: Die einzelnen Wohnungen können kleiner sein, weil nicht alle ein großes Wohnzimmer und ein Gästezimmer brauchen. Und wer nicht allein sein will, findet schnell Anschluss, auch außerhalb regelmäßiger Treffs wie dem wöchentlichen Donnerstags-Kaffeetrinken. „Dann schreibe ich einfach in die Signal-Gruppe: Ich sitze noch auf der Terrasse, wer möchte dazu kommen“, sagt Bruni Scheibe.

„Wenn 50 Menschen zusammen wohnen, gibt es natürlich Konflikte“, sagt Bruni Scheibe, „entscheidend ist: Wie gehen wir damit um?“ Die unterschiedlichen Bedürfnisse, Vorlieben und Eigenheiten von Menschen aller Altersgruppen unter einen Hut zu bringen, ist sicherlich eine der großen Herausforderungen im Mehrgenerationenwohnen. Damit das gelingt, bedarf es einer guten Kommunikationsstruktur. Im Pauluscarreè treffen sich die Bewohner:innen einmal monatlich im Plenum, außerdem bearbeiten AGs relativ autonom verschiedene Themen. „Wir entscheiden nicht nach Mehrheits- sondern nach Konsensprinzip“, erzählt Bruni Scheibe. „Das ist zwar mühsam und kostet Zeit, aber es lohnt sich.“

In der Hausgemeinschaft im Pauluscarrée kümmern sich die Bewohner gemeinsam um die Gartenarbeit. Foto: Hausgemeinschaft im Pauluscarrée____
In der Hausgemeinschaft im Pauluscarrée kümmern sich die Bewohner gemeinsam um die Gartenarbeit. Foto: Hausgemeinschaft im Pauluscarrée

Mehrgenerationenwohnen – Trend für die Zukunft mit Förderoptionen

Wohnraum, vor allem in den Großstädten, wird immer knapper und teurer. Zugleich muss mehr Platz und Energie gespart werden. Ältere Menschen suchen immer öfter nach Anschluss. Das alles spricht dafür, dass sich der Trend zum Mehrgenerationenwohnen weiter fortsetzen wird. Zwar ist Bauen teuer, doch es finden sich Finanzierungsoptionen. Genossenschaften nehmen etwa Fördermitglieder auf. „Mehr und mehr Kommunen vergeben Grundstücke im Konzeptverfahren für ein stärkeres Gemeinwohl und mehr Nachhaltigkeit vor Ort“, sagt Romy Reimer. Das betrifft auch Faktoren wie bezahlbare Bodenpreise. Außerdem gibt es diverse Fördermöglichkeiten für gemeinschaftliches Wohnen. Das Portal WIN (Wissen Information Netzwerke) bietet hilfreiche Informationen, eine Suche nach lokalen Beratungsangeboten und eine Förder-Datenbank.

Mehrgenerationenwohnen, Mehrgenerationenhaus – wo ist da der Unterschied?

Umgangssprachlich wird gerne vom Mehrgenerationenhaus gesprochen, wenn es darum geht, ein Wohnprojekt zu beschreiben, in dem mehrere Generationen in Gemeinschaft zusammenleben. Aber der Begriff Mehrgenerationenhaus bezeichnet Begegnungsstätten, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit einem eigenen Programm gefördert werden. Mehrgenerationenhäuser könnte man auch als Dritte Orte bezeichnen, als Orte also die weder allein der Familie gewidmet sind, noch in den Bereich Berufstätigkeit fallen. Sie sind Orte der Freizeit. Mehrgenerationenwohnen hingegen beschreibt allgemein, dass mehrere Generationen zusammen wohnen, die nicht alle zu einer Familie gehören.

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