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BIM Koordinator Matthias Wittmann der HOCHTIEF Building GmbH Berlin, Anna Merkler, Prozessmanagerin Digitales Planen und Bauen Schindler
BIM Koordinator Matthias Wittmann der HOCHTIEF Building GmbH Berlin, Anna Merkler, Prozessmanagerin Digitales Planen und Bauen Schindler

Schindler-Gespräch: BIM - Bauen in neuen Dimensionen

Der Bausektor entwickelt sich zur Industrie 4.0. Eine Schlüsseltechnologie hierbei ist das sogenannte Building Information Modelling, kurz BIM. Matthias Wittmann, BIM Koordinator der HOCHTIEF Building GmbH Berlin und Anna Merkler, Prozessmanagerin Digitales Planen und Bauen bei Schindler erklären im Interview, wohin die Reise geht.

Senkrechtstarter: Frau Merkler, Herr Wittmann, seit vergangenem Jahr sorgt die Industrie 4.0 für Schlagzeilen. Für den Bausektor steht hierbei das sogenannte BIM im Fokus. Worum handelt es sich dabei genau?

Matthias Wittmann: (lacht) Ach, nur um die Digitalisierung der Baubranche. Viele verstehen darunter zwar nur die Ergänzung des 2D-Plans um eine Z-Achse. Also um den Übergang zu 3D. Das 3D-Modell spielt sicher eine zentrale Rolle, aber das Modell kann viel mehr bieten. Nur muss künftig auch mehr Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten stattfinden.

Anna Merkler: Wir sprechen lieber von BIM-Anwendungsfällen als vom BIM-Modell. Denn darum geht es, dass jeder Fachplaner die für ihn relevanten Informationen auf einer eigenen Ebene vorfindet.

Senkrechtstarter: Können Sie das noch etwas näher erläutern?

Matthias Wittmann ist BIM-Koordinator der HOCHTIEF Building GmbH Berlin.  
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Matthias Wittmann ist BIM-Koordinator der HOCHTIEF Building GmbH Berlin.

Matthias Wittmann: Nun, für den Architekten ist zum Beispiel der BIM-Anwendungsfall Visualisierung von höherer Priorität. Wir von HOCHTIEF beschäftigen uns hingegen eher mit anderen Daten, etwa, wie viel Mengen/ Massen benötigt werden. Dafür führen wir eine modellbasierte Mengenermittlung durch. Wichtig ist dabei, dass das Wandmodell neben den Informationen zu seinen Dimensionen auch Eigenschaften wie Betonqualität und Bewehrungsgrad enthält. Nach Fertigstellung des Gebäudemodells lassen sich nahezu alle Mengen schnell auslesen und weiterverarbeiten.

Anna Merkler: Als Aufzughersteller interessiert uns hingegen die TGA-Ebene, also die Technische Gebäudeausrüstung. Hier sind zum Beispiel die Maße von Schächten und deren genauer Verlauf dokumentiert.

Senkrechtstarter: Und alle diese Ebenen übereinander gelegt ergeben das fertige Gebäude?

Anna Merkler: Verkürzt gesagt: ja. Aber es ist natürlich etwas komplizierter als das. Unser Ziel ist es, dass Gebäude vor der eigentlichen Realisierung vollständig in 3D aufzubauen. Und zwar so, dass das Modell für den gesamten Lebenszyklus aussagekräftig ist. Denn der Clou an BIM ist nicht das 3D-Modell an sich, obwohl schon das revolutionär für den Bausektor ist. Das eigentlich geniale ist die Datenbank im Hintergrund, die für vielzählige Aufgaben hinzugezogen werden kann.

Rolltreppe zu kurz? Mit BIM wäre das nicht passiert

Senkrechtstarter: Zum Beispiel?

Matthias Wittmann: Ein beliebter und häufiger Anwendungsfall ist die Kollisionsprüfung. Hier warnt eine Software davor, wenn die Modelle der unterschiedlichen Planer und Fachplaner nicht kompatible Ergebnisse hervorbringen.

Anna Merkler: Ein gutes Beispiel dafür, wie sinnvoll die Kollisionsprüfung ist, ist der Neubau des Flughafens Berlin-Brandenburg. Dort wurde während der Ausführungsphase eine Deckenhöhe angepasst. Diese Änderung wurde aber nicht für die Technische Gebäudeausrüstung übernommen. Mit dem Ergebnis, dass eine zu kurze Rolltreppe geliefert wurde. Einer Kollisionsprüfung mit BIM wäre das nicht entgangen. Sie hätte gewarnt, dass Deckenhöhe und Treppenlänge nicht zueinander passen. Obwohl die Informationen in zwei verschiedenen Eben hinterlegt sind.

Senkrechtstarter: Dann hilft die Software also, finanzielle Risiken zu vermeiden?

Matthias Wittmann: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, auf den die Bauherren hierzulande ihre Aufmerksamkeit noch zu wenig richten. Sie sehen nur, dass BIM mehr Planung im Vorfeld erfordert und damit zunächst höhere Kosten verursacht. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn wirklich teuer ist die begleitende Planung während der Realisierungsphase, die meist nur auf auftretende Probleme reagiert, also nachbessert, sie aber nicht vermeidet.

Und natürlich hilft das Planen in BIM ja auch, effizientere Gebäude zu planen und so die laufenden Kosten während der Nutzungsphase zu reduzieren. Das Geld, das der Bauherr zu Beginn ausgibt, kommt also später zu ihm zurück. Und hat sich deutlich vermehrt.

Anna Merkler ist Prozessmanagerin Digitales Planen und Bauen bei Schindler.  ____
Anna Merkler ist Prozessmanagerin Digitales Planen und Bauen bei Schindler.

Anna Merkler: Sind Daten zur Nutzung des Gebäudes hinterlegt, ergeben sich wirklich spannende Anwendungsfelder. Wann wird der Aufzug genutzt, und wann kann ich ihn in den Energiesparmodus versetzten, um Strom zu sparen? Welche Beleuchtung brauche ich wo und wann? Wie sieht es mit dem Wärmebedarf aus, und wie verändert er sich, wenn ich mich für eine andere Dämmung entscheide?

Bauherren ins Boot holen

Senkrechtstarter: Und wo stehen wir heute? Matthias Wittmann: All das ist heute bereits theoretisch möglich und wird praktisch umgesetzt. Allerdings führt die kleinteilige Bauwirtschaft in Deutschland dazu, dass sich BIM nur langsam etabliert. Aber das ist keine Frage dessen, ob sich BIM durchsetzen, sondern nur, wann er hierzulande Standard wird.

Anna Merkler: Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht nun ja immerhin ein Passus zum Thema. Und eine Anordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit vom 16. Januar 2017 fordert immerhin schon, dass bei öffentlichen Ausschreibungen mit einem Kapitalwert ab 5 Millionen Euro der Einsatz von BIM zu prüfen ist. BIM gewinnt zunehmend an Bedeutung. Es ist wirklich Zeit, dass Architekten, Generalunternehmer, Handwerker und nicht zuletzt Bauherren und Investoren das Thema in den Fokus rücken.

Senkrechtstarter: Woran hapert es noch? Anna Merkler: In erster Linie an Erfahrung und Fachwissen. Aber das sammeln wir ja gerade. Ein gemeinsamer Austauschstandard wäre dringend notwendig, hier ist der Gesetzgeber gefragt. Das gilt auch für offene Rechtsfragen. Für den 2D-Plan des Architekten sind die Urheberrechte ja geklärt und geschützt. Etwas Vergleichbares gibt es für das 3D-Modell noch nicht. Auch daher rühren die Berührungsängste mancher Planer.

Die Zukunft bringt 4- und 5D

Senkrechtstarter: Und wie sieht die Zukunft der digitalen Bauplanung aus?

Matthias Wittmann: Es wird mehr relevante Anwendungsfälle geben. VW hat eins seiner Gebäude zum Beispiel in die reale Topographie eingebettet. Ich beschäftige mich ja in erster Linie mit Mengen und habe diesen Aufwand zunächst für überflüssig gehalten. Aber denken Sie nur an Bauten, die stark im Interesse der Öffentlichkeit stehen. Wie Flughäfen, Bahnhöfe oder Kliniken. Wenn man zu Diskussionen das reale Gebäude am realen Ort zeigen kann, ist das in vielen Fällen sicher sehr hilfreich, um Widerstände abzubauen.

Auch 4D und 5D werden kommen. Ein 5D-Modell verknüpft Informationen wie Zeit und Kosten mit einzelnen Modellelementen. Und eine 4D-Terminplanung ermöglicht es Zusammenhänge und Randbedingungen sichtbarer und leichter verständlich zu machen. So kann man verhindern, dass der Fliesenleger vor dem Elektriker kommt – was heute ja noch leider oft der Fall ist. Und zu teuren Nacharbeiten führt. Also auch eine deutliche Verbesserung bei der zeitlichen Koordination der verschiedenen Nachunternehmer.

Senkrechtstarter: Frau Merkler, Herr Wittmann, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Jan Ahrenberg.

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