Das Magazin

Senkrechtstarter ist das Online-Magazin zur vertikalen Mobilität. Hier findet alles Platz, was sich aufwärts bewegt und gen Himmel strebt – im wortwörtlichen oder auch im übertragenen Sinn: Aufzüge und Hochhäuser, Kletterkünstler und Aufsteiger.

Schindler Newsletter abonnieren

Der kostenfreie E-Mail-Newsletter informiert regelmäßig über Themen, die Aufzugsbetreiber bewegen. Neben Unternehmens- und Branchennews erfahren Sie Wissenswertes rund um das Thema Service und Wartung von Aufzügen und Fahrtreppen.

Kontakt

Sie haben Fragen, Anregungen, Lob oder Kritik? Dann schreiben Sie uns:
info.de@schindler.com

Das Magazin

Senkrechtstarter ist das Online-Magazin zur vertikalen Mobilität. Hier findet alles Platz, was sich aufwärts bewegt und gen Himmel strebt – im wortwörtlichen oder auch im übertragenen Sinn: Aufzüge und Hochhäuser, Kletterkünstler und Aufsteiger.

Schindler Newsletter abonnieren

Der kostenfreie E-Mail-Newsletter informiert regelmäßig über Themen, die Aufzugsbetreiber bewegen. Neben Unternehmens- und Branchennews erfahren Sie Wissenswertes rund um das Thema Service und Wartung von Aufzügen und Fahrtreppen.

Kontakt

Sie haben Fragen, Anregungen, Lob oder Kritik? Dann schreiben Sie uns:
info.de@schindler.com

Zur Hauptseite  www.schindler.de
Buch-Cover von Limit von Frank Schätzing

Aufzug in der Literatur: "Limit" von Frank Schätzing

Seit es Fahrstühle gibt, schreiben Autoren in ihren Romanen über sie. Manche sind aus Glas, mitunter führen sie zum Mond. Bei Frank Schätzing kommt es zum Wettrennen um den Weltraumlift, zwischen den USA und China. Ein Auszug.

Mai 2025: Die Energieversorgung der Erde scheint gesichert, seit die USA auf dem Mond das Element Helium-3 fördern. Bahnbrechende Technologien des Konzerngiganten Orley Enterprises haben die Raumfahrt revolutioniert, in einem erbitterten Kopf-an-Kopf-Rennen versuchen Amerikaner und Chinesen, auf dem Trabanten ihre Claims abzustecken. Um Investoren für seine Weltraumprojekte zu gewinnen, veranstaltet Julian Orley, reichster Mann der Welt und Entwickler des Weltraumfahrstuhls, mit einer Gruppe von Multimilliardären eine Reise zum Mond. Nach Landung auf der amerikanischen Peary-Basis am Nordpol des Mondes reisen sie mit dem Lunar Express zum Mondhotel Gaia und speisen dort im Restaurant CHANG'E.

»Chang'e«, sinnierte Mukesh Nair beim Hauptgericht, getrüffeltem Rehfilet, belegt mit hauchdünnen Scheiben gerösteten Brotes, die von zerfließender Foie Gras erglänzten. »Ist das nicht ein Begriff aus der chinesischen Raumfahrt?« »Ja und nein.«

Rogaschow nahm einen Schluck alkoholreduzierten Château Palmers. »Einige Raumsonden waren so benannt, mit denen die Chinesen Anfang des Jahrtausends den Mond erkundeten. Aber eigentlich handelt es sich um eine mythologische Figur.« »Chang'e, die Göttin des Mondes«, nickte Lynn.

»GAIA scheint nichts als Mythologie im Kopf zu haben«, lächelte Nair. »Selene war die Mondgottheit der Griechen, nicht wahr? So wie Luna die des antiken Roms -« »Das weiß sogar ich«, freute sich Winter. »Luna und Sol, dieser Sonnenknilch. Die Götter der Ewigkeit, wisst ihr, absteigend, aufsteigend, hoch, runter, ohne Unterlass. Der eine kommt, der andere geht, wie in einer Schichtarbeiterehe.« »Sonne und Mond. Schichtarbeiter.«

Rogaschow ließ ein Lächeln spielen. »Leuchtet ein.« »Ich interessier' mich für Götter und Astrologie! Die Sterne sagen die Zukunft voraus.« Sie beugte sich vor, Reste von Reh mit dem Doppelgestirn ihrer Brüste beschattend, die sie zur Feier des Abends in ein schimmerndes Nichts genötigt hatte. »Und wisst ihr was? Wollt ihr noch was hören?« Ihre Gabel zerteilte die Luft. »Von einigen, also von denen, die echt Ahnung hatten im alten Rom, wurde sie Noctiluca genannt, und man hat extra einen Tempel für sie beleuchtet, nachts auf dem Palatin, das ist so ein Berg in der Stadt. Ich war nämlich mal dort, ganz Rom ist voller Berge, also keine Stadt in den Bergen, versteht ihr, sondern ein Stadtgebirge, falls es einer genau wissen will.«

»Sie sollten uns öfter die Welt erklären«, sagte Nair freundlich. »Was heißt Noctiluca?« »Leuchterin der Nacht«, schloss Winter feierlich und belohnte sich mit einem nicht gesellschaftsfähigen Schluck Rotwein. »Und Mama Killa?« »Irgend 'ne Mutti, denke ich. - Julian, was heißt Mama Killa?« »Na ja, wir waren verlegen um Mondgöttinnen«, sagte Julian vergnügt, »aber Lynn hat dann doch einige ausgegraben, Ningal, die Gattin des assyrischen Mondgottes Sin, die babylonische Annit, Arabiens Kusra, Isis aus Ägypten -« »Aber Mama Killa gefiel uns am besten«, fiel Lynn ein. »Mutter Mond, die Göttin der Inkas. Nachfahren der Hochkultur verehren sie noch heute als Beschützerin verheirateter Frauen -«

»Ach ja?« Olympiada Rogaschowa horchte auf. »Ich denke, in dieser Bar werde ich mich bevorzugt aufhalten.« Rogaschow zuckte mit keiner Miene. »Erstaunlich, dass Sie eine chinesische Mondgöttin in Betracht gezogen haben«, nahm Nair den Faden rasch wieder auf, bevor sich Verlegenheit breitmachen konnte. »Wieso denn?«, fragte Julian arglos. »Haben wir etwa Vorurteile?« »Na, Sie sind Chinas schärfster Konkurrent!« »Nicht ich, Mukesh. Sie meinen die USA.« »Ja, gewiss. Dennoch sehe ich an dieser Tafel Amerikaner, Kanadier, Engländer und Iren, Deutsche, Schweizer, Russen und Inder sitzen, und bis vor Kurzem hatten wir noch das Vergnügen französischer Gesellschaft. Nur erblicke ich keinen einzigen Chinesen.«

»Keine Sorge, sie sind da«, sagte Rogaschow gleichmütig. »Wenn mich nicht alles täuscht, graben sie keine tausend Kilometer südwestlich von hier fleißig den Regolith um.« »Aber hier sind sie nicht.« »Kein Chinese würde in unsere Projekte investieren«, sagte Julian. »Die wollen ihren eigenen Fahrstuhl.« »Wollen wir den nicht alle?«, bemerkte Rogaschow. »Ja, aber wie Sie ganz richtig festgestellt haben, fördert Peking im Unterschied zu Moskau bereits Helium-3.«

»Apropos Fahrstuhl.« Ögi häufte Gänseleber auf dunkelrotes Fleisch. »Stimmt es denn, dass sie kurz vor dem Durchbruch stehen?« »Die Chinesen?« »Mhm.« »Das propagieren sie mit schöner Regelmäßigkeit.« Julian lächelte vielsagend. »Wäre es so, würde Zheng Pang-Wang nicht jede Gelegenheit wahrnehmen, mit mir Tee zu trinken.«

»Aber -«, Mukesh Nair stützte sich auf die Ellbogen und massierte seinen fleischigen Nasenrücken, »- ist es nicht auch so, dass Ihnen Ihre amerikanischen Freunde einen Flirt mit den Chinesen nachhaltig verübeln würden, speziell nach der Mondkrise im vergangenen Jahr? Will sagen, dass Sie in Ihren Entscheidungen nicht ganz so frei sind, wie Sie es vielleicht gerne wären?«

Julian spitzte die Lippen. Sein Gesicht verdüsterte sich, so wie immer, wenn er sich anschickte, seine Unabhängigkeit von aller Regierungsgewalt zu erklären. Dann breitete er mit fatalistischer Geste die Arme aus. »Schauen Sie, was ist der Grund Ihres Hierseins? Praktisch alle Staaten, wenn sie auch noch so lautstark auf die Leistungsfähigkeit ihrer nationalen Raumfahrtprogramme pochen, würden sich amerikanischer Federführung unterwerfen, sollten entsprechende Offerten an sie ergehen.

Oder sagen wir, sie würden eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe anstreben, was nichts anderes hieße, als dass sie das Budget der NASA aufstockten und dafür Schürfrechte wahrnehmen dürften. Die Offerte kommt aber nicht, aus gutem Grund. - Jedoch gibt es eine Alternative. Man kann mich unterstützen, ein Angebot, das ausschließlich Privatinvestoren vorbehalten ist. Ich veräußere kein Know-how, sondern lade ein, daran zu partizipieren. Wer mitmacht, kann eine Menge verdienen, aber Formeln und Baupläne nicht weitergeben.

Das ist der Grund, warum meine Partner in Washington unsere kleine Tischgesellschaft hier verschmerzen. Man weiß dort, dass keines Ihrer Länder auf absehbare Zeit in der Lage wäre, einen Fahrstuhl zu bauen, geschweige denn eine Infrastruktur zur Gewinnung von Helium-3 auf die Beine zu stellen. Es fehlt an den Grundlagen, an den Mitteln, einfach an allem. Folgerichtig können Leute wie Sie in den landeseigenen Raumfahrtprogrammen nur Geld verlieren.

Washington ist darum zu glauben bereit, dass wir hier über bloße Beteiligungen sprechen. - Mit China verhält es sich jedoch anders. Peking hat eine Infrastruktur aufgebaut! Sie fördern Helium-3! Sie haben den Boden bereitet, nur dass ihnen ihre veraltete Technologie Grenzen setzt. Das ist ihr Dilemma. Sie sind schon viel zu weit gekommen, um sich noch an jemand anderen dranzuhängen, es ist ja lediglich der verdammte Fahrstuhl, der ihnen fehlt!

Glauben Sie mir, kein Chinese, ob Politiker oder Unternehmer, würde in dieser Situation auch nur einen einzigen Yuan in meine Hände legen, es sei denn -« »Um dich zu kaufen«, schloss Evelyn Chambers, die mehrere Gespräche gleichzeitig verfolgte.

»Der Grund, warum Zheng Pang-Wang mit dir Tee trinken geht.« »Säße heute Abend ein Chinese zwischen uns, dann definitiv nicht mit der Absicht, sich zu beteiligen. Washington würde schlussfolgern, dass ich mir Offerten für einen Know-how-Transfer unterbreiten lasse.«

»Schließen die das nicht schon aus Ihren Treffen mit Zheng?«, fragte Nair. »Man trifft sich nun mal in dieser Branche. Auf Kongressen, Symposien. Na und? Zheng ist ein unterhaltsamer Kauz, ich mag ihn.« »Dennoch sind Ihre Freunde nervös, oder nicht?« »Sie sind ständig nervös.«

»Zu Recht. Wer einmal oben ist, beginnt auch zu graben.« Ögi wischte seine Schnurrbartbürste sauber und warf die Serviette neben den Teller. »Warum machen Sie's eigentlich nicht, Julian?« »Was? Das Lager wechseln?« »Nein, nein. Niemand spricht davon, das Lager zu wechseln. Ich meine, warum verkaufen Sie die Fahrstuhltechnologie nicht einfach an jedes Land, das scharf darauf ist, und lassen sich den Hintern vergolden? Auf dem Mond käme ein prosperierender Wettbewerb in Gang, der Ihr Reaktorgeschäft ungemein beleben würde. Sie könnten sich weltweit Anteile an der Förderung sichern, Exklusivverträge über die Belieferung mit Strom aushandeln, so wie unser abwesender Freund Tautou das Trinkwasser kontrolliert, indem er sich als Gegenleistung für Aufbereitungsanlagen und Versorgungsnetze ganze Quellen überschreiben lässt.«

»Sie würden sich eben nicht von einer Abhängigkeit in die nächste begeben«, spann Rogaschow den Faden weiter, »sondern alle wären abhängig von Ihnen.« Er prostete Julian mit leichtem Spott zu. »Ein wahrer Freund der Menschheit.« »Und das soll funktionieren?«, mischte sich Rebecca Hsu ein. »Warum denn nicht?«, fragte Ögi. »Sie wollen China, Japan, Russland, Indien, Deutschland, Frankreich und wem sonst noch alles Zugang zur Fahrstuhltechnologie gewähren?«

»Bezahlten Zugang«, korrigierte sie Rogaschow. »Schlechter Plan, Oleg. Dann dauert es nicht lange, bis sich hier oben alle die Köpfe einschlagen.« »Der Mond ist groß.« »Nein, der Mond ist klein. So klein, dass mein rotchinesischer Nachbar und Ihre amerikanischen Freunde, Julian, nichts Besseres im Sinn hatten, als sich dasselbe Fördergebiet auszusuchen, habe ich recht? Es bedurfte zweier Nationen«, sie spreizte Zeige- und Mittelfinger, »um einen Konflikt vom Zaun zu brechen, dessen Umschreibung als Mondkrise nachgerade geschmeichelt ist. Die Welt stand kurz vor einer bewaffneten Auseinandersetzung der Supermächte, und das war nicht besonders spaßig.«

»Warum sind denn beide ins selbe Gebiet gegangen?«, fragte Winter unschuldig. »Aus Versehen?« »Nein.« Julian schüttelte den Kopf. »Weil Messungen vermuten ließen, dass im Grenzgebiet zwischen Oceanus Procellarum und Mare Imbrium außergewöhnlich hohe Konzentrationen von Helium-3 lagern, wie man sie sonst nur auf der Rückseite findet. Ähnlich stark angereichert scheint die benachbarte Bucht Sinus Iridum östlich des Juragebirges zu sein. Klar, dass jeder für sich beansprucht, dort buddeln zu wollen.«

Hsu furchte die Brauen. »Und das soll mit noch mehr Nationen anders werden?« »Ja. Wenn man den Mond aufteilt, bevor sich das Goldgräberheer in Bewegung setzt. Aber Sie haben natürlich recht, Rebecca. Ihr habt alle recht. Ich muss zugeben, dass die Vorstellung, die Raumfahrt endlich zur Angelegenheit der Menschheit zu machen, meinen Beifall findet.« »Durchaus verständlich«, lächelte Nair. »Sie können nur profitieren vom guten Tun.« »Na, und wir erst«, bekräftigte Ögi. »Ja, eine feine Sache.« Rogaschow legte sein Besteck aus der Hand. »Es gibt dabei lediglich ein Problem, Julian.« »Welches?« »Einen solchen Gesinnungswandel zu überleben.«

Aus: "Limit" von Frank Schätzing © 2009, Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Köln.

Das könnte Sie auch interessieren

Gestalt in einem Fahrzeug, die an einen Geist erinnert.
Kultur

Die gruseligsten Fahrstuhl-Szenen im Horrorfilm

In der Realität wird in Fahrstühlen meistens nur betreten geschwiegen. Aber im Kino ist der Aufzug auch immer wieder ein Ort des Schreckens. In zahlreichen Horrorfilmen bietet der enge Raum die perfekte Szenerie für Grausamkeiten. Wir zeigen euch die angsteinflößendsten Filmsequenzen, in denen Fahrstühle eine besondere Rolle spielen. Achtung: Spoiler!